Den anschließenden Tag nach dem Landing verbrachte Luca mit dem Sortieren von Kisten im Warehouse, da seine Nacht ja relativ kurz war und er sich dort etwas entspannterer Arbeit hingeben konnte. Dominik fuhr wieder nach Vial, um mit den Kindern zu spielen. Glücklicherweise sind im Moment wirklich viele Freiwillige vor Ort, sodass die Gruppe für die Vial Games gerade immer ungewohnt groß ist. Das hat natürlich den Vorteil, dass auf die einzelnen Kinder besser eingegangen werden kann und leichter für ein friedliches Klima gesorgt werden kann. Außerdem hat sich ein Kern von 4 – 5 Freiwilligen herauskristallisiert, der regelmäßig zu den Spielen fährt. Diese Kontinuität tut dem ganzen Projekt gut, weil sich die Kinder an den Ablauf und die Betreuer zumindest ein bisschen gewöhnen können, gerade weil es leider auch vorkommen kann, dass die Spiele nicht stattfinden, wenn gerade nicht genug Freiwillige zur Verfügung stehen.
Wie im vorherigen Blog schon angeschnitten, setzt sich die Gruppe der Volunteers, die zu den Kindern fahren, nach dem morgentlichen Meeting immer im nahegelegenen Café zusammen und bespricht, wie heute dafür gesorgt werden kann, dass die Kinder schöne 1,5 Stunden haben werden. Es sind meistens sehr rege Unterhaltungen, in denen unterschiedlichste Vorschläge für Spiele und Lieder gemacht werden, was gerade deswegen interessant ist, weil es durch die breitgefächerte Herkunft der Freiwilligen dazu führt, dass Kinderlieder aus Frankreich, England, den USA, Bangladesch und dem arabischen Raum gesungen und getanzt werden.
Nachdem wir die ersten etwa 15 Minuten singend und tanzend mit den Kindern verbracht haben, spielten wir Fisherman, Versteinern und das Lieblingsspiel der Kinder „Duck Duck Gooze“, bei dem natürlich jeder die „Gooze“ sein will. Parallel zu den freien Spielen am Ende der eineinhalb Stunden wird auch immer versucht, dass für die kleineren Kinder sowie für die Mädchen, die keine Lust auf Ballspiele haben, etwas vorbereitet wird. An diesem Tag hatten wir Malbücher und einfache Kinderbücher mitgebracht, die von den Kindern mit großer Freude gelesen beziehungsweise bemalt wurden.
Ab und an gibt es kleine Auseinandersetzungen zwischen den Kindern, weil wir natürlich nicht für alle ihr eigenes Spielzeug zur Verfügung stellen können und wollen. Diese Streitigkeiten zu lösen ist nicht immer ganz einfach, da die Kommunikation mit den Kindern meistens nur über Zeichensprache läuft. Aber so schnell Kinder wütend auf einander werden, so schnell vertragen sie sich im Regelfall auch wieder, sodass nach den 1,5 Stunden fast ausnahmslos alle Kinder den kleinen Fußballplatz mit einem Lächeln im Gesicht verlassen und uns voll mit Vorfreude auf den nächsten Tag verabschieden.
Der Nachmittag verlief dann für uns beide recht ruhig und unspektakulär im Warehouse und gegen 17:30 wurde Feierabend gemacht. Auch am Mittwoch haben wir abends wieder im Internetcafé mit unserer Internetseite ein paar Schritte nach vorne machen können, wobei wir uns zeitig Richtung Camper aufgemacht haben, da es Luca nach dem langen Tag kaum erwarten konnte sich in unser bequemes Bett zu begeben.
Am Donnerstag wollten wir eigentlich zur Verteilung von ein paar Winterjacken nach Vial fahren, aber auch hier ist nichts so sicher wie die Lageänderung. Aufgrund der äußerst kalten Nacht war an diesem Tag die oberste Priorität an die Bewohner warme Decken zu verteilen, weswegen keine Mitarbeiter zur Verfügung standen, um mit uns die Jacken auszugeben. Jetzt ist diese Aktion für kommenden Montag geplant.
Das führte dazu, dass wir uns zum ersten Mal für das Language Center eingetragen haben. Dort werden den Bewohnern von Vial, die über 18 sind, verschiedene Sprachkurse angeboten, für die lediglich eine Registrierung im System notwendig ist. In entspannter Atmosphäre und wirklich idyllischer Umgebung wird von Volunteers abhängig vom Wochentag Französisch, Englisch, Deutsch oder Griechisch unterrichtet. Diese Lehrer machen einen wirklich großartigen Job und geben den Flüchtlingen durch den Zugang zu Bildung eine Perspektive.
Wir können uns morgens für den am selben Ort befindlichen Garten eintragen, in dem wir gemeinsam mit den Schülern nach deren Unterricht verschiedenste Gemüsesorten und Früchte anbauen. Es macht große Freude zu sehen, mit welchem Eifer sie dabei zu Werke gehen, wobei es meistens so ist, dass wir deutlich mehr von ihnen lernen, als sie von uns. Wir beide können kaum eine Zucchinipflanze von einer Paprikapflanze unterscheiden, aber ein Großteil der Schüler verfügt wirklich über ein großes Wissen bezüglich des Anbaus von Gemüse und Obst. Sie beantworten uns dann gerne unsere Fragen und erklären uns, was an unserem Vorgehen verbesserungswürdig ist.
Unser erster Nachmittag im Garten des Language Centers verging wie im Flug und am Abend stand der Abschied von drei Freiwilligen auf dem Programm. Mit allen dreien hat das Arbeiten wirklich Spaß gemacht und natürlich wurden an diesem Abend noch fleißig Daten ausgetauscht, um in Kontakt bleiben zu können. Einer von ihnen ist der 70-jähriger Engländer Simone gewesen, der in Südfrankreich lebt und seit Jahren durch die Welt reist, um sich überall wohltätigen Projekten anzuschließen und den Menschen zu helfen. Er ist für viele von uns eine Inspiration und hat uns mit seinen Geschichten sehr erheitert.
Für den Freitag haben wir uns vorgenommen ein paar neue Pflanzen für den Garten des Language Centers zu kaufen, um diese gemeinsam mit den Schülern am Nachmittag anbauen zu können. Sehr zu unserer Freude konnten wir uns problemlos für die freien Plätze eintragen und sind mit Markos, dem Hauptverantwortlichen für den Garten, zum nahegelegenen Gartenladen gefahren, um uns dort Saatgut und Setzlinge anzuschaffen. Wir haben uns beraten lassen welche Pflanzen bei den jetzigen Witterungsbedingungen am besten wachsen und uns dann für Zuckerschotensamen und Karottensamen entschieden, außerdem landeten 48 Spinatsetzlinge und 20 Kohlsetzlinge in unserer Einkaufskiste. Mit dem Eritrea Michael haben wir uns nachmittags dann daran gemacht, das erworbene Saatgut und die Setzlinge zu pflanzen. Er hat in seiner Heimat Orangenanbau betrieben und uns daher sehr hilfreiche Ratschläge für das Setzen der Samen und das eingraben der Setzlinge geben können. Auf dem Titelbild des Blogs ist er gemeinsam mit uns zu sehen. Vor uns befinden sich hier die gerade gepflanzten Spinatsetzlinge.
Da wir uns am Freitag auch wieder für das „On Call“ Team eingetragen hatten, waren wir bis Samstagmorgen auf Bereitschaft, falls ein neues Boot mit Flüchtlingen eintreffen sollte. Zum Glück verlief die Nacht ruhig und ohne Vorkommnisse, sodass wir uns am Samstag relativ ausgeschlafen in den letzten Tag unserer Arbeitswoche stürzen konnten. Wir wurden damit beauftragt die Klamottenkisten in der Frauenabteilung im Warehouse letztmalig zu sortieren und uns für sie ein strukturiertes Lagerungssystem zu überlegen. Das klingt erstmal leichter als es war, da teilweise in den Kisten, auf denen „small“ stand large Klamotten zu finden waren und gegebenenfalls Klamottentypen drei Bezeichnungen hatten. Außerdem müssen Oberteile mit zu großem Ausschnitt, weiße, die zu schnell dreckig werden sowie welche die zu extravagant sind aussortiert werden. Mit deutscher Sorgfältigkeit und ein bisschen Organisationstalent haben wir uns relativ schnell einen Überblich von der Lage gemacht und einen Großteil der Kisten so sortieren, beschriften und verstauen können, dass in Zukunft ohne Probleme auf sie zurückgegriffen werden kann, wenn Klamotten gebraucht werden. Zum Abschluss der Arbeitswoche haben wir uns vor dem Warehouse bei strahlendem Sonnenschein zu einer Abschlussbesprechung versammelt, bei der kritisch angemerkt werden konnte, was bei den Arbeitsabläufen und der Organisation des Projekts verbessert werden kann, um noch bessere Arbeit leisten zu können. Wir sind gespannt, ob und wie sich die zusammengetragenen Anmerkungen der Volunteers umsetzen lassen. Es gibt uns auf jeden Fall ein sehr gutes Gefühl so intensiv in die Arbeit der Organisation einbezogen zu werden.
Zum Ausklang des Tages haben wir uns mit ein paar anderen Freiwilligen zum Kochen und gemütlichen Beisammensein verabredet, sodass einer wirklich ereignisreichen Woche ein würdiger Abschluss verpasst wurde..