Unser Tag begann am Dienstag den 23.10.2018 sehr harmonisch. Bei der morgendlichen Besprechung hatten wir uns wie angekündigt für die Calls gemeldet und standen zum Schluss als Back-Up-Call auf der Liste. Zusätzlich hatten wir uns für die „Vial-Games“ entschieden was uns zuvor von anderen Freiwilligen sehr ans Herz gelegt worden war. Die „Vial-Games“ finden einmal täglich von 11-12:30 Uhr auf dem kleinen Fußballfeld direkt neben dem Flüchtlingscamp statt. Sie stellen die einzige regelmäßige Beschäftigung für die Kinder dar. In einem kleinen Kaffee direkt um die Ecke der Zentrale besprachen wir das Entertainment-Programm und machten uns kurz danach auf den Weg.
Vor dem Flüchtligscamp angekommen kamen bereits die ersten Kinder auf uns zu gestürmt und sprangen einigen der bereits öfter da gewesenen Freiwilligen in die Arme. Sogar wir wurden von einigen mit Umarmungen begrüßt, obwohl wir noch nie da gewesen waren. Auf dem kleinen Platz versammelten sich um die 20 Kinder, die freudig darauf warteten von uns bespaßt zu werden. Wir sangen einige Kinderlieder, tanzten und spielten Spiele wie „Duck-Duck-Goose“ was den Kindern großen Spaß bereitete.
Im Anschluss war es Zeit für die „free-Games“. Hier wurden eine Vielzahl an Spielsachen und Bällen ausgeteilt, was zur Folge hatte, dass links und rechts Bälle, Frisbees und Springseile an einem vorbei flogen. Es wurde alles ein bisschen unübersichtlich aber blieb sehr friedlich, gerade auch weil die Kinder nicht alleine spielten sondern sich gegenseitig mit einbezogen. In einer Ecke des Platzes war eine große Plane ausgelegt auf der die Jüngeren mit Fingerfarben malen konnten. Das Ergebnis seht ihr im Beitragsbild. Wir beide hatten großen Spaß mit den Kleinen und es sollte nicht das letzte mal gewesen sein, dass wir sie besuchten.
Den Rest des Tages verbrachten wir im „Warehouse“ und sortierten Kisten von A nach B. Hier erfuhren wir auch, dass auf Grund eines Problems mit der Registrierung unseres Autos, leider nur einer von uns in dem Back-Up Team für die Nacht bleiben konnte. Costas, ein erfahrener Freiwilliger mit Auto, bot sich an einen unserer Posten zu übernehmen und so war es seine Aufgabe, zusammen mit Luca die Nacht auf Alarmbereitschaft zu sein. Gegen 17 Uhr machte die gesamte Mannschaft geschlossen Feierabend und wir begaben uns in eine nahe gelegene Bar, in der wir gutes W-Lan hatten, um an der Internetseite zu arbeiten.
Einige von euch haben vielleicht den Knopf oben rechts auf der Internetseite bereits bemerkt. Wir sind fleißig dabei alles zu übersetzen und haben bereits um die 50% geschafft! Falls jemand von euch des Deutschen und Englischen besonders gut mächtig ist und uns unterstützen möchte indem er oder sie den ein oder anderen Blog-Eintrag von Zeit zu Zeit übersetzt, kann sich gerne mit uns per mail an travelforsmiles2018@gmail.com in Verbindung setzen. Wir freuen uns über jede Hilfe ! 😊
Gegen frühen Abend legten wir uns schlafen, auch damit Luca auf eine kurze Nacht vorbereitet war.
Es war noch kalt, als der extra dafür gewählte Alarm uns um 4:30 Uhr aus dem Schlaf riss. Auf Grund eines Problems mit der Registrierung unseres Autos, konnte leider nur einer von uns in dem Back-Up Team für die Nacht bleiben. Costas, ein erfahrener Freiwilliger mit Auto, bot sich an und so war es seine Aufgabe, zusammen mit Luca, auf den „Call“ zu reagieren. Durch die WhatsApp-Gruppe wurden wir informiert, dass es sich um ein „Beach-Landing“ handelte und somit das gesamte Team plus Back-up ausrücken musste. Wir brauchten rund 20 Minuten um aus unseren Betten zu springen, Westen, ID-Batches und Kopflampen zu schnappen, unsere Partner zu finden und zum „Warehouse zu fahren. Dort befindet sich der „Car-Stock“, die vorgefertigten Pakete mit Kleidung, Jacken und Verpflegung, die bei einem Beach-Landing dringend benötigt werden, um Zeit zu sparen.
Es war eine angespannte aber gezielte Koordination mit der wir die Sachen in die Autos verräumten. Als Standort für unseren Einsatz bekamen wir ein paar WhatsApp-Koordinaten geschickt, die sich eine halbe Stunde von uns entfernt befanden. Gesammelt stiegen die drei Teams vor Ort in die Autos und fuhren so schnell es die kleinen kurvigen Straßen von Chios erlaubten Richtung „landing-spot“. Zu diesem Zeitpunkt wusste keiner was uns erwarten würde.
Aus der Ferne erkannten wir bereits einige sitzende Menschen am Ufer eines kleines Fischerhafens. Drei Personen standen aufrecht ein Stück entfernt der Gruppe und stellten sich beim nähern als Polizisten heraus. Wir stiegen aus den Autos und folgten den Anweisungen von „Alpha“, in diesem Fall Emma, eine Freiwillige die bereits seit mehreren Monaten für die Organisation arbeitet. Nach dem entladen der Autos und dem Sortieren der Kleidung nach Größe verteilten wir zügig Decken an jeden einzelnen. Zu diesem Zeitpunkt trafen auch die Mediziner ein und wir bekamen die Anweisung uns erst einmal aus dem Geschehen zurück zu ziehen, damit wir nicht im Weg waren.
Jetzt standen auch wir ein kleines Stück abseits der Menschen, die in finsterer Nacht den gefährlichen Weg aus der Türkei zu unserer kleinen Insel eingegangen waren. Es handelte sich lediglich um vier Männer und acht Frauen mit im Schnitt jeweils einem Kind, was eine kleine Gruppe darstellte, wurde uns im nachhinein gesagt.
Nach dem alle von einem Mediziner in Augenschein genommen wurden, konnten wir uns wieder an die Arbeit machen. Alle bekamen ein Paket mit Kleidung, dass mehr oder weniger ihrer Größe entsprach und einige assistierten beim wechseln der doch teilweise durchnässten Kleidungsstücke. Wir Männer hielten Tücher hinter denen sich die Männer umziehen konnten und unsere weiblichen Freiwilligen halfen den Frauen hinter ein paar parkenden Autos in ihre trockene Kleidung. Die Familien aus dem Irak, die sich alle untereinander kannten, wie uns später erklärt wurde, kümmerten sich selbstständig um ihre Kinder. Lediglich bei ein oder zwei halfen die Mediziner, da dieses uns nicht gestattet ist. Zusätzlich verteilten wir „Emergency-Blankets“, die aus einer Art Aluminium bestehen und die Körperwärme sehr gut halten, an alle denen im Anschluss noch kalt war.
Der Umgang mit den Flüchtlingen war sehr freundlich und man konnte ihnen sogar das ein oder andere Lächeln abgewinnen. Knappe zwei Stunden nach unserem Aufbruch waren bereits alle versorgt und „Alpha“ schickte uns bis auf eine Freiwillige zurück nachhause. Alle waren sehr zufrieden mit der Arbeit. Es war gut, dass ein sehr kleines „Landing“ war und alle gut versorgt werden konnten, bevor sie ins Camp gebracht wurden.
Im Anschluss wurden übrig gebliebenen Sachen zurück zum Startpunkt gebracht, alle fuhren in ihre Unterkunft, frühstückten etwas und trafen sich gemeinsam mit der kompletten Mannschaft wieder um 8:30 Uhr.