Spende im Erdbebengebiet

Zusammen mit unserem wunderbaren Host Shahram haben wir in der Nähe von Sarpol 140 Kindern einer Schule eine Freude mit neuer Kleidung gemacht

Kouick Majid, etwas außerhalb Sarpols, ist eines der fünf „Kouick Dörfer“. Während des Erdbebens im November 2017 wurde das kleine Dorf nahezu komplett zerstört und hatte die größte prozentuale Todesrate von 150 Menschen auf etwas mehr als 1000 Einwohner. Das Bild der gesamten Region und insbesondere Sarpols ist von Ruinen geprägt. In der gesamten Stadt ist jedes dritte Grundstück entweder komplett leer gefegt oder es ragen Eisengerippe aus dem Boden. Diese stellen die Überbleibsel jener Häuser dar, welche aufgrund des Bebens unbewohnbar geworden sind.

Auch unsere Gastfamilie, so wie jede Andere der Stadt, war schwer von der Katastrophe betroffen. Nahezu jedes Familienmitglied hatte materiellen Schaden zu beklagen aber wie durch ein Wunder war niemand im näheren Familienkreis gestorben. Der Großteil hatte ganze Häuser verloren oder ihr Zuhause war in solch einem Maße in seiner Statik beschädigt, dass sie lieber in Containern vor Ihren Häusern schliefen. Gerade die an die 80 Jahre grenzende Mutter unseres Gastgebers bevorzugte es vor dem Haus in einem Container die Nacht zu verbringen. Sie hatte bei dem Beben der Stärke 7,3 großes Glück gehabt und im dritten Stock ihres Hauses, dass so gut wie alle Wände verloren hatte, körperlich unbeschadet überlebt. Ihre Sorge war nicht unbegründet. Nur 2 Tage vor unserer Ankunft hatte es wieder ein Beben der Stärke 5,3 gegeben. Man erzählte uns, dass es im Schnitt alle 2 Wochen ein spürbares Beben gibt. Dieses Erlebnis wurde uns jedoch während unserer Zeit vor Ort erspart.

Die Katastrophe, welche sich vor weniger als anderthalb Jahren an jenem Tag im November abgespielt hatte, war noch immer allgegenwärtig und hinterließ uns mit einem unwirklichen Gefühl. Das Leben war zum Alltag zurückgekehrt und außer uns schien niemand mehr besonderes Augenmerk auf die unzähligen Baustellen, Zelte und Container zu werfen, die das Stadtbild dominieren. Die ökonomischen Probleme des Landes, verursacht durch die amerikanischen und europäischen Sanktionen, die den Wertverfall des Rial ins Absurde getrieben haben, verstärken den ohnehin schon schwer zu stemmenden finanziellen Aufwand weiter, erzählte uns Shahram. Sie sind der Grund, warum die meisten Wiederaufbauarbeiten von der lokalen Bevölkerung in Eigenregie unternommen werden und auch daher noch eine lange Zeit vergehen wird, bis das Stadtbild wieder zu seiner einstigen Schönheit zurückfindet.

So viel zum Hintergrund der letzten Spende.

Am Mittwoch letzter Woche besuchten wir das erste Mal die Loghman Schule und berieten uns mit den Lehrern in Welcher Form wir den Kindern etwas Gutes tun könnten. Da eine gewisse mediale Aufmerksamkeit für das kleine Dorf geherrscht hatte, das im Zentrum der Katastrophe lag, war die Schule gut mit Schulmaterialien ausgestattet und wir wurden darauf verwiesen, dass es vielen Kindern an Kleidung mangele.

Also machten wir uns am nächsten Tag in dem 70000 Einwohner Städtchen Sarpol auf die Suche nach besagten Klamotten. Wir suchten die kleinen Läden der Einkaufsstraßen ab, da wir uns zum Ziel gesetzt hatten, durch unseren Einkauf auch die lokalen Händler zu unterstützen. Es entpuppte sich als echte Herausforderung, Schuhe, Jacken oder Pullover in Ansatzweise gleicher Qualität und Modell in den Mengen zu beschaffen, die uns die Aufgabe, eine ganze Schule zu versorgen, stellte. Aus logistischen Gründen teilten wir jeweils zwei Stufen einen Typ Kleidung zu. Bei insgesamt sechs Läden wurden wir dann fündig. Für die erste und zweite Klasse kauften wir Jacken, für die dritte und vierte Schuhe und für die fünfte und sechste Pullover. Der Großteil der Läden machte mit Travel for Smiles mindestens den größten Umsatz des Monats, wenn nicht sogar des Jahres, was uns sehr freute auch auf diesem Wege ein paar mehr Menschen zu unterstützen.

Beladen mit rund 50 Schuhkartons und drei riesigen Säcken Pullovern und Jacken trafen wir am Samstagmittag dann wieder in der Schule ein. Zusammen mit dem Direktor liefen wir von Klasse zu Klasse und verteilten was wir mitgebracht hatten. Es lief zu unserer Verwunderung alles sehr geordnet ab, was wohl der Rahmen des Klassenzimmers mit sich brachte. Die Kinder warteten brav bis sie aufgerufen wurden und wir versuchten unser Bestes ihre Größe zu erahnen. Es herrschte heitere Stimmung und einzelnes Gekicher begleitete die Verteilung.

Für 687,27€ kauften wir 140 Kleidungsstücke.

Shahram war uns eine Große Hilfe während des gesamten Prozesses. Er half uns mit den Händlern zu verhandeln, fuhr uns kreuz und quer, und übersetzte fleißig mit seinem fließenden Englisch. Auch Frank (nicht sein richtiger Name aber er bat uns ihn so zu nennen 😊) stand uns Tatkräftig zur Seite. Von ihm sind auch die Fotos während der Verteilung und auch er nahm gelegentlich die Rolle des Dolmetschers ein.