Als Volunteer bei der New Light Organisation

Die vierte und letzte von uns im Vorfeld herausgesuchte Organisation bei der wir als Volunteers arbeiten wollten, ist die New Light Organisation in Kolkata, Indien, gewesen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 widmet sich diese NGO den unzähligen Frauen, die sich im Rotlichtmilieu Kolkatas durchs Leben kämpfen und zu meist durch eine erschütternde Lebensgeschichte gezeichnet sind. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Regionen Süd-Ost Asiens und wurden in den meisten Fällen von ihren Vätern, Brüdern oder Ehemännern an Menschenhändler verhökert, um dann als Sexsklaven gewinnbringend an Bordellbesitzer in ganz Indien oder auch Thailand weiterverkauft zu werden. Da die Frauen ab diesem Zeitpunkt den Stempel als Prostituierte nicht mehr los werden, ist für sie eine Rückkehr in ein normales Leben mit ihrer ehemaligen Familie keine Option mehr. New Light hat sich zur Aufgabe gemacht eben diesen Frauen einen Zugang zu Bildung zu verschaffen, sie medizinisch zu versorgen und ihnen sowie ihren Kindern einen Zufluchtsort zur Verfügung zu stellen, damit sie alle vielleicht eines Tages doch wieder ein Leben unter halbwegs würdevollen Bedingungen führen können. Zwei Heime für Mädchen sowie ein Heim für Jungs werden inzwischen von New Light geführt und eine gute schulische Bildung spielt für sie auch bei den Kindern eine wichtige Rolle, um zu verhindern, dass sie eines Tages ebenfalls Opfer des Menschenhandels werden.

Luca hat sich gemeinsam mit Valentina von Bangladesch aus direkt in den Urlaub verabschiedet, sodass ich die zweieinhalb Wochen in Kolkata allein volunteert habe.  Er wollte aber natürlich immer auf dem Laufenden gehalten werden und es war ihm anzumerken, dass er diese Erfahrung gerne mit mir zusammen gemacht hätte.

Meine ersten Tage verbrachte ich damit die unterschiedlichen Projekte der Organisation kennen zu lernen. Zeitgleich mit mir fing glücklicherweise Charlie, ein 25-jähriger Volunteer aus den USA, an, sodass wir uns gegenseitig helfen konnte das Erlebte zu verarbeiten. Wir sollten während der folgenden Wochen viel Zeit miteinander verbringen woraus letztendlich eine Freundschaft entstand. Das Hauptaugenmerk unserer Arbeit legten wir auf das Heim für die Jungs, was etwa eine Stunde südlich unserer Wohngegend gelegen war. Leider glich die Hin- und Rückfahrt einer Odyssee, wovon wir uns die gemeinsame Zeit mit den etwas über 20 Jungs im Alter zwischen fünf und achtzehn Jahren nicht verderben ließen. Neben diesen ereignisreichen und unterhaltsamen Stunden hatten wir durch die Zusammenarbeit New Lights mit der in den Sunderbans tätigen Organisation Sundarban Green Environment Association die Möglichkeit drei Nächte auf der Insel Kumirmari im Ganges-Delta verbringen zu können.

Um die circa 80 Kilometer ins Hinterland West-Bengalens zu bewältigen, mussten wir jeweils eine Stunde Zug und Bus fahren, um dann abschließend noch dreieinhalb Stunden über die verzweigten Flussarme zu schippern. Ohne die Hilfe von Pandabesch, den Gründer der Sundarban Green Environment Association und meinem persönlichen Helden des Ganges-Deltas, hätten wir den Weg vermutlich nie gefunden. Es sollten für mich mit die abenteuerlichsten und außergewöhnlichsten Tag der Reise werden. Am Morgen des zweiten Tages unseres Aufenthalts verteilten wir an etwa 15 Dorfbewohner Solarsysteme, die DINA 4 Blatt große Panels sowie eine Lampe mit integriertem Akku enthielten, und besuchten am Nachmittag drei dieser Familien. Die spartanischen Behausungen der Dorfbewohner waren schlimmer als wir es erwartet hatten und führten uns eine Seite von Indien vor Augen, die wir bislang noch nicht gesehen hatten. Den nächsten Tag, der mit meinem Geburtstag zusammen viel, verbrachten wir damit die zwei Highschools der Insel zu besuchen. Zur Dämmerung hatten wir dann noch die Chance einen der Küstenabschnitt anzuschauen, an dem Pandabesch mit seinen Volunteers im Vorjahr mehrere Tausend Mangroven gepflanzt hat. Seine Arbeit ist wirklich inspirierend und ließ mich am folgenden Tag auf der Heimfahrt nach Kolkata nicht los.

Zurück bei New Light vergingen die letzten Tage wie im Flug. Zusammen mit Charlie organisierte ich eine Spende für das Heim der Jungs und wir versuchten so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen.

Um eine ganz besondere Erfahrung und viele Freunde reicher habe ich mich am 5. April auf den Weg nach Siam Reap gemacht, um von dort aus gemeinsam mit einer langjährigen Freundin durch Kambodscha und Vietnam zu reisen, bevor es am 25. April auch für mich zurück in die Heimat gehen wird.